Adelisa Begić, eine junge Schriftstellerin und Künstlerin, deren Werk meisterhaft die Kraft der Emotionen mit der Schönheit der Worte verbindet, ist Alumna der Hastor Stiftung. Die Autorin von zwei Büchern, die die Herzen der Leser erobert haben, hat ihren künstlerischen Ausdruck auch auf die Theaterbühne ausgeweitet, indem sie das Stück „Esma Sultanija“ inszenierte. Ihre Werke, geprägt von Aufrichtigkeit und tiefgründigem Nachdenken, zeugen von einem Talent, das keine Grenzen kennt.

  1. Wann entstand Ihre Liebe zum Schreiben und wie sah dieser Beginn aus?

Die Liebe zum Schreiben zeigte sich schon in jungen Jahren, in der Grundschule. Ich habe immer gerne gelesen. Ich erinnere mich an die Bibliothekarin, die mir stets mehr Bücher gab, als man normalerweise ausleihen darf, weil ich sie in kürzester Zeit gelesen und zurückgebracht habe. Damals entstand der Wunsch, Emotionen auf Papier zu übertragen und eigene Texte zu schreiben – egal, worum es ging.

  1. Was beinhaltet der kreative Schreibprozess und gibt es eine feste Routine, oder ist es nur Produkt der Inspiration?

Eine Routine einzuführen, halte ich für unmöglich. Man kann nicht jeden Tag zu einer bestimmten Zeit etwas Inspirierendes schreiben. Bei mir kann es vorkommen, dass ich einen Monat lang nichts schreibe, aber es gibt auch Zeiten, in denen ich jeden Tag schreibe. Für mich ist Ruhe und Einsamkeit entscheidend, um in dieser Stille meine tiefsten Emotionen zu hören und auf Papier zu bringen.

  1. Was ist Ihre größte Herausforderung beim Schreiben und wie stark sind persönliche Erfahrungen und Gefühle in Ihren Werken präsent? Wo ziehen Sie die Grenze zwischen Persönlichem und Fiktion?

Meine größte Herausforderung ist es immer, Texte für andere zu schreiben, zum Beispiel eine Nachricht oder einen Glückwunsch, da es schwer ist, Emotionen für jemanden einzubringen, den man gar nicht kennt. Ein Text ist für mich nicht nur eine Ansammlung von Sätzen, sondern ich versuche stets, mit wenigen Worten deren Tiefe auszudrücken. In den veröffentlichten Werken sind Emotionen natürlich vorhanden, jedoch nur eingebettet in Ereignisse, die nicht wirklich passiert sind und nichts mit meinem Leben zu tun haben. Was Sie in meinen Büchern lesen, bin nicht ich selbst. Daneben habe ich immer meine Tagebücher geführt, in denen ich tatsächlich ich selbst bin – mit allen meinen tiefsten Emotionen. Diese Texte enthalten keine Fiktion, keine Verstellung, weder in Freude noch in Schmerz, und diese liest natürlich niemand außer mir.

  1. Ihre Bücher und das Stück „Esma Sultanija“ strahlen starke Emotionen aus. Wie gelingt es Ihnen, Ihre Gefühle in Worte zu fassen, die Leser und Publikum erreichen?

Ich gehe allem im Leben zuerst mit dem Herzen und dann mit dem Verstand nach, und meine Emotionen haben immer alles andere übertroffen. Ich bin jemand, der Gefühle weder im Gespräch noch auf Papier verbergen kann. Die Aufrichtigkeit und Intensität dieser Emotionen werden auf natürliche Weise auf das Papier übertragen und finden so auf dem direktesten Weg den Weg zu den Lesern.

  1. Welchen Rat würden Sie jungen Autorinnen und Autoren geben, die ihren literarischen Ausdruck und einen unverwechselbaren Stil entwickeln möchten?

Es ist wichtig, sie selbst zu sein, sich aber am Anfang in allem auszuprobieren, um dann das zu finden, wo sie wirklich sie selbst sind. Sie sollten sich merken, dass nicht jeder Text perfekt sein muss, aber sie sollen den Sinn ihres Geschriebenen erkennen und keine Scheu haben, ihre tiefsten Emotionen auszudrücken und ihre Fantasie grenzenlos zu nutzen. Wenn all das zusammenkommt, entstehen außergewöhnliche poetische Ausdrucksformen, die ewig Bestand haben.

Interview geführt von: Lamija Sejdić