Die Alumni der Stiftung beweisen, dass Unterstützung und Zusammenhalt eine Bewegung von Menschen hervorbringen können, die die Gesellschaft verändern: stille Führungspersönlichkeiten, erfolgreiche Fachkräfte und Philanthropen, die ihre Wurzeln nie vergessen. Ein Beispiel ist Tesnim Karišik Spahić. Seine Geschichte zeigt, wie weit man mit harter Arbeit, Ausdauer und den Werten, die die Stiftung ihren Stipendiaten vermittelt, kommen kann.

1. Wann und wie hat sich Ihre Liebe zur Fotografie entwickelt?

Meine Liebe zur Fotografie entstand in meiner Kindheit durch Neugier, Beobachtungsgabe und ein natürliches Gespür für Ästhetik und Komposition. Schon immer habe ich die Details und die „perfekten Unvollkommenheiten“ um mich herum wahrgenommen und die Schönheit in einem inneren visuellen Gedächtnis gespeichert. Das Foto entstand spontan. Es war Liebe auf den ersten Blick, und als ich 2014 meine erste Kamera bekam, rührte mich das zu Freudentränen. Durch die Linse fand ich einen Weg, Emotionen einzufangen, die Wahrheit zu dokumentieren, die Liebe zu feiern und die Geschichten von Menschen so zu erzählen, wie sie sie vielleicht selbst nicht wahrnehmen. Für mich ist Fotografie eine Kombination aus Kunst, Empathie, Erzählkunst, Authentizität und sozialer Verantwortung.

2. Ihre Kunst und Ihr Aktivismus sind eng miteinander verknüpft. Wie wurde Kreativität zu Ihrem Werkzeug für sozialen Wandel?

In meiner Arbeit versuche ich, Kreativität mit Themen zu verbinden, die ich für unsere Gesellschaft als entscheidend erachte – Geschlechtergleichstellung, Stärkung junger Menschen und die Sensibilisierung für Probleme, die uns alle betreffen. Genau deshalb ist Kreativität mein wichtigstes Werkzeug, um Dialoge anzustoßen und Veränderungen zu fördern.

Sowohl meine Installation „Warum verwelken unsere Rosen?“, die den Opfern von Femiziden gewidmet ist, als auch das öffentliche Fotoprojekt „Sei wachsam“ zur Verkehrssicherheit haben gezeigt, wie wirkungsvoll visuelles Storytelling ist, um Menschen zu erreichen und Reaktionen hervorzurufen.

3. Wie war Ihre letzte Ausstellung „They Said – I Did“ und was bedeutete sie Ihnen?

Kürzlich habe ich meine dritte Einzelausstellung mit dem Titel „Sie sagten – ich tat“ im Europahaus Sarajevo eröffnet. Die Ausstellung wurde im Rahmen des Projekts „Hass bekämpfen, Liebe teilen 2.0“ von der Europäischen Union und dem Europarat unterstützt. Gezeigt werden 17 beeindruckende Frauen aus ganz Bosnien und Herzegowina, darunter Geologinnen, Ärztinnen, Unternehmerinnen, Sportlerinnen, Aktivistinnen und Künstlerinnen. Diese Frauen sprengen Grenzen und leben jenseits der Erwartungen anderer. Die Atmosphäre bei der Eröffnung war wunderbar. Es waren so viele inspirierende Menschen anwesend! Sogar Schulklassen kamen später, um die Ausstellung zu besuchen.

Für mich war der gesamte Prozess intensiv und emotional: von der Fotografie über die Konzeptentwicklung und Organisation bis hin zum Eventmanagement und der Zusammenarbeit mit all diesen Frauen. Die Ausstellung hat mich verändert und mir gezeigt, dass jede Geschichte es wert ist, erzählt zu werden.

4. Welche Botschaft würden Sie jungen Wissenschaftlern und allen, die ihren eigenen Weg gehen wollen, mitgeben?

Sei beharrlich. Arbeite an dir selbst. Gib nicht auf, auch wenn es am schwersten ist. Jede ehrenamtliche Tätigkeit, jede gute Absicht und jede von Herzen kommende Anstrengung werden sich vielfach auszahlen. Entwickle deine Neugier, stelle Fragen und bilde dich weiter. Umgib dich mit guten Menschen. Lerne aus jeder Erfahrung. Das Wichtigste ist, an dich selbst zu glauben und dich selbst wertzuschätzen. Hier beginnt jede große Geschichte.

 

Interview geführt von: Aida Suljić